Freitag, 29. April 2011

Chuchini in den Selvas

Selvas werden die periodischen Überschwemmungsgebiete im oberen Amazonasbecken genannt. Während der 6- monatigen Regenzeit sind Wälder und Grasland großflächig mit Wasser bedeckt. In der Trockenzeit sinkt dann der Wasserspiegel um bis zu 7 Meter. Und diese Selvas erforschen wir in der Nähe der bolivianischen Stadt Trinidad.







Die Regenzeit geht nun zu Ende, trotzdem ist Chuchini, die kleine Herberge inmitten der Selvas nur mit dem Boot erreichbar.

Wir fahren auf dem Rio Ibare, dann über eine Lagune und plötzlich muss sich unser Boot durch einen Teppich von Wasserpflanzen, genannt Tarope, kämpfen.


Die wenigen Gebäude liegen auf einem besonderen Platz. Denn es ist ein abgeflachter künstlicher Hügel, der bereits vor 6000 Jahren von den Moxos errichtet wurde. Man nimmt an, dass sie aus Asien stammen, jedenfalls waren sie Experten der Hydrokultur.



Dieses Modell zeigt ihr ausgeklügeltes Kanalsystem für die Trockenzeiten und die vor Überschwemmungen sicheren Siedlungshügel. Leider weiß man nur sehr wenig über diese Hochkultur im Amazonasbecken.




Außer den Wasserbauten zeugen nur keramische Fundgegenstände von der Existenz der Moxos, da sie im 14. Jhdt nach Christi wieder verschwunden sind. Unser Gastgeber Efrem fand allein auf diesem Hügel von Chuchini hunderte von Amuletten, Figuren, Gefäßen und anderen Artefakten aus Keramik.




Ibis, der 27-jährige Sohn ist Tierarzt und kümmert sich auch um verletzte Tiere. So gibt es hier Aras,






Tukans







und 2 Ozelote.




Das vorzügliche Essen bereitet Rosario, die Frau Efrems zu.




Zwei Tage lang erkunden wir verschlungene Kanäle, weite Lagunen und den Regenwald.




Fantastisch ist die artenreiche Vogelwelt.







Vom winzigen Kolibri bis zum riesigen Jaribu, bunte Aras, Loris, Kormorane und eine Vielzahl an kleinen Papageien können wir vom Boot aus beobachten.




Hier turnt ein Faultier im Baumwipfel.




Martin Pescadore heißt dieser Eisvogelverwandte.




Die großen Vögel beobachten aber auch uns, meist entschwinden sie, bevor wir die Kamera noch fokussieren können. Doch manchmal gelingt es.




Noch schwieriger ist es den Bufeo, einen nur hier vorkommenden Süßwasserdelphin zu fotografieren.




Im Taropeblattwerk leben die Cajaretas, die nur im Flug ihre hellgelbe Unterseite der Flügel zeigen.




Ihre Eier sind gut getarnt.




Die Pavo serere haben bunte Federkronen wie Paradiesvögel.




Ficus piposi
Unser weißes Hemd hält Moskitos ab, die weißen Stiefel die Schlangen.







Diese Giftschlange hat Efrem aufgestöbert. Nach dem Foto lässt er sie wieder frei.




In einer Lagune versuchen wir unser Fischerglück.




Hier ein Piranha, der zusammen mit anderen gefangenen Fischen ein schmackhaftes Mittagessen ergibt.




Aber auch in der Nacht ist es hoch interessant in den Selvas. Ibis nimmt uns mit dem Boot hinaus und leuchtet mit einer starken Taschenlampe die Ufer ab. Da leuchten an vielen Stellen orangerote Punkte auf. Es sind die reflektierenden Augen der Alligatoren. Einen jungen schnappt er mit der Hand aus dem Wasser, damit wir ihn genau begutachten können. Die Mama war Gott sei Dank weit weg.






Ein Baby setzt er Feri fürs Foto in die Brusttasche.



Freitag, 22. April 2011

Misiones Jesuiticas

Nachdem die Lehrer und das Gesundheitspersonal 11 % Gehaltserhöhung zugesagt bekamen, wurden die Straßenblokaden in Sucre aufgehoben und wir gelangen in einer Nachtfahrt hinunter ins Tiefland Boliviens nach Santa Cruz.



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Santa Cruz ist Bischofssitz und Ausgangsort für unseren Besuch der Misiones Jesuiticas.


9 Jesuitensiedlungen wurden hier in der 1. Hälfte des 18. Jhdts. mit jeweils 100 km Entfernung zur nächsten gegründet. Wir besuchen 2 davon: San Javier und Concepcion.



Es ist schwer, darüber 300 Jahre später Wertungen abzugeben. War es Bekehrung der Indios zum "richtigen" Glauben, war es "Entwicklungshilfe" oder war es "Menschlichkeit". Doch jedenfalls zeugen wunderschöne Barockkirchen aus Holz, wie diese von San Javier von jener Zeit.








In den Altarbildern werden Indigenos gemeinsam mit Heiligen dargestellt.




Ostern naht, und so kehren "Jungscharkinder" den feinen Sand von den Fassaden.




All diese Kirchen haben eine imponierende Fassadengestaltung. Hier jene von Concepcion.




Gehören auch dazu: Andenken verkaufende Kinder.




Ein spezieller Baum auf der Plaza von San Javier.




Die Siedlungen überlebten alle bis heute, die Jesuiten wurden bereits zur Kolonialzeit vom spanischen König vertrieben, in einigen übernahmen die Franziskaner die religiöse Arbeit. Diese Padres stammen meist aus Österreich oder Deutschland.




Wir übernachten in Concepcion und genießen ein Frühstück aus der Scheibtruhe.




Concepcion - der kirchliche Bezirk




Der Klosterhof




Die Anlage von Concepcion wurde in den 80er Jahren des 20. Jhdts. mühevoll restauriert und 1990 zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt.




S0 erstrahlt der barocke Altar heute in vollem Glanz.




Liebevoll restauriert ist dieser Engel.




Die Anlage der Mission umfasste aber nicht nur Kirche und Kloster, sondern auch Wohn- und Wirtschaftsgebäude für 4000 Indios, wie dieses Modell es veranschaulicht.




Auch heute noch sind die Gassen der ehemaligen Mission voll belebt und die Häuser bewohnt.




Belebt ist auch der Straßenrand, wie wir dies bei unserer Rückfahrt nach Santa Cruz erleben.




Der höchste Osterfeiertag ist in Lateinamerika der Karfreitag, und so wohnen auch wir der Andachtstunde in der Kathedrale bei.



Dabei umrahmen die "Ferrocarril Juniors" die feierliche Gestaltung.






So wünschen wir euch zu Hause eines frohes Osterfest und erholsame Feiertage.

Sonntag, 17. April 2011

Sucre - charmant, aber vergessen

Von Ricoleta hat man einen herrlichen Ausblick auf die weiße Stadt, welche von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden ist.


Das Kloster an dieser Stelle ist nur ein Beispiel, dass die röm. kath. Kirche über Jahrhunderte großen Einfluss auf Südamerika genommen hat.


Der ehemalige Regierungspalast Boliviens ist heute nur mehr Sitz der Departementpräfektur, da ja die Legislative und Exekutive ihren Sitz nach La Paz verlegt hat.
Die herrlichen Gebäude aus der Kolonialzeit und dem 19. Jahrhundert sind sorgfältig restauriert und erstrahlen in Weiß.



Die Kirche San Francisco und das Tor zur Altstadt




Hoechst eigenwillig wurden die weißen Türme der San Felipe Neri auf einen braunen Backsteinbau aufgesetzt.




Was man alles in einem Weltkulturerbe nicht tun darf!




In der Casa de la Libertad wird die Geschichte des Unabhängigkeitskampfes dargestellt. 1825 wurde der Staat Bolivien gegründet und Simon de Bolivar wurde 1. Präsident. Inzwischen regierten 84 Präsidenten und bis heute konnte keine politische Stabilität erreicht werden.




10 Parteien mischen in der bolivianischen Politik mit. Hier feiert die "Rosa Partei" ihr 10 jähriges Jubiläum.



Auch unter Evo Morales, dem seit 2006 regierenden sozialistischen Präsidenten ist das Land nicht zur Ruhe gekommen. Täglich finden Protestmärsche statt, die in Sucre jedoch sehr ruhig verlaufen. Doch Straßenblockaden bekommen wir auch hier zu spüren, sodass unsere Weiterreise nach Santa Cruz verschoben werden muss.




Doch der Alltag verläuft normal und der Mercado Negro ist voll mit kauflustigen Städtern.




Die Buntheit der Märkte fasziniert uns jeden Tag.




Der Barbier hat sichtlich Freude am Abrasieren von Feris Wochenbart.




Wir beide haben Freude an der Salsatanzstunde in der Academia.




Auch den bolivianischen Kochunterricht lassen wir uns nicht entgehen.




Es schmeckt herrlich das Pique a la Macho.




Sucre hat auch eine erdgeschichtliche Besonderheit zu bieten. Hier betrachten wir sie durch ein Fernrohr. Es sind Fußabdrücke 4 verschiedener Saurierarten aus der Kreidezeit.




5000 solcher Abdrücke sind im Parque Cretacico auf einer nahezu senkrechten Felswand zu bestaunen.




Ein moderner Saurierpark mit lebensgroßen Modellen, Museum und Schautafeln ergänzt die Funde.




Spaß gemacht hat uns auch der Besuch einer folkloristischen Showveranstaltung im Origenes. Breit war das Spektrum der gezeigten Tanze:



Es fanden sich dabei Tänze aus der Inkazeit, aus der spanischen Kolonialzeit und bolivianische Volkstänze.